Geschichte und Vereinsname
Die Gründung des Fliedner - Vereins Butzbach e.V. erfolgte am 16. März 1949 zunächst als Verein für „Gefangenenfürsorge Butzbach“, der dann am 17. Juni 1949 in den heutigen Namen umbenannt wurde. Der Anlass für die Vereinsgründung waren die „sehr elenden Verhältnisse“, die damals in der Anstalt herrschten.
Gedanklich
geht die Geschichte der Gefangenenfürsorge bis in die Zeit Friedrichs
des Grossen zurück, der unter dem Einfluss der Aufklärung Leibesstrafen
durch Freiheitsstrafen ersetzte, ohne dass ausreichender und vor allem
geeigneter Haftraum zur Verfügung stand. Zu diesen beengten räumlichen
Verhältnissen gesellte sich die damalige, auf Kant und Feuerbach
zurückgehende liberale Auffassung, der Staat dürfe nicht in die
sittliche Selbstentfaltung des Menschen eingreifen, sondern habe sich
auf die Wahrung der äußeren Ordnung der Anstalt zu beschränken. Dieser
Verwahrungsvollzug rief den am 21.01.1800 in Eppstein im Taunus
geborenen späteren Pastor Theodor Fliedner auf den Plan. Nach ihm ist
der Fliedner-Verein Butzbach e.V. benannt. Fliedner gründete unter dem
Eindruck von Reisen in die Niederlande und nach England im Jahre 1833
die Rheinisch-westfälische Gefängnisgesellschaft, die heute als Mutter
aller in der Folgezeit gegründeten Gefangenenfürsorgevereine gelten
darf.
In
der Zeit nach der NS-Terrorherrschaft, während derer Haftstrafen im
wesentlichen der Vernichtung und zur Vergeltung dienten, gründete sich
am 16.3.1949 der Fliedner-Verein Butzbach e.V. als eingetragener Verein
bei dem Amtsgericht Friedberg. Der Anlass hierfür war ein ähnlicher wie
der zu Zeiten Fliedners: es gab in Butzbach mit 1.200 Gefangene doppelt
so viele Insassen wie heute - bei fast gleichen räumlichen
Verhältnissen. Der Fliedner-Verein Butzbach e.V. übernahm bereits 30 Jahre
vor Inkrafttreten des StVollzG einfache Hilfen, die heute gesetzlicher
Standard sind: Beschaffung von Briefpapier, von Büchern für die
Anstaltsbücherei, auch in fremden Sprachen - Geräte für den Sportkreis
und Musikinstrumente für das Anstaltsorchester wurden angeschafft. Es
konnten Gruppen für Elementarfächer, für „Lebenskunde“ und für
kaufmännisches Rechnen eingerichtet werden. Der Fliedner-Verein
Butzbach e.V. richtete gemeinsam mit der Jugendhilfe ein Übergangsheim
für heimatlose junge Männer ein und sorgte für Auftritte von
Orchestern; sogar ein Auftritt von Ivan Rebroff findet sich in den
Unterlagen.
Der erste Vorsitzende des Vereines, der Butzbacher Rechtsanwalt
und Notar Rudolf Wolf führte den Verein 29 Jahre lang von 1949 bis zu
seinem Tode im Jahr 1978, danach übernahm den Vorsitz bis zu seinem Tod
der Leiter der Anstalt Butzbach, Günter Johanns, der bereits zuvor
stellvertretender Vorsitzender war und damit insgesamt 41 Jahre im
Vorstand des Fliedner-Vereins wirkte. Der Vizepräsident des
Landgerichtes Marburg a.D. Hans Goswin Stomps führte den Verein 18
Jahre lang bis zum Jahr 2007. Manfred Schwendemann und der vormalige Anstaltsleiter Klaus Winchenbach
haben sich beide jeweils über 30 Jahre im Vorstand des Vereines für
dessen Aufgaben engagiert.